Kreative Ideen zur Mitgliederwerbung

– Von Brigitte Zander –

„Mitgliederwerbung ist unsere Herkulesaufgabe der Zukunft“ , sagt Peter Wigge, Präsident vom GC Mangfalltal. Diese gewaltige Aufgabe will er heuer mit Hilfe der Familien lösen. Ist ein Elternteil Vollmitglied im Club, spielen alle Kinder bis zur Volljährigkeit umsonst. Vom 18. bis zum 21. Lebensjahr kostet die Mitgliedschaft dann nur 100 Euro. Mit dieser neuen familienfreundlichen Offerte gewinnt der Club „keinen Euro“, aber hoffentlich Nachwuchs. Er weiß: „Wir müssen neue Wege gehen“.

Viele Präsidenten machen sich – wie Peter Wigge – vermehrt Gedanken um Lockangebote für Neulinge. Nachdem das Golfspiel trotz vieler Beschwörungen nicht automatisch zum Breitensport aufgestiegen ist, und die finanzielle Enge so manchen Clubs bedroht, setzen kühne Manager auf kreative Ideen.

Im Golfclub Tutzing zum Beispiel schleppten Mitglieder ihre nichtgolfenden Freunde bei Kennenlern-Turnieren über den Platz. Wobei die Profis den Ball bis zum Grün schlagen; dann dürfen die Laien putten – und den Erfolg geniessen, wenn der kleine Ball endlich ins kleine Loch plumpst. Putten – punkten! Von solch einem erfolgreichen Spaziergang durch gepflegte Natur mit Berg-Panoramablick kommen – hoffentlich – viele Golfmuffel als Golffans zurück.

Auch der GC Olching setzt auf Mithilfe seiner derzeit 900 Mitglieder, um weiter zuzulegen. Er bietet ihnen Geschenkgutscheine für einen Platzreifekurs zum Weiterverschenken an. Andere Clubs loben Prämien für erfolgreiches Anwerben aus.  Eine pfiffige Möglichkeit für Mitgliederwerbung mit magerem Budget.

„Golfer sind die wertvollsten Botschafter für unseren Sport“, weiß auch der Marketingleiter des DGV, Markus Lawatsch . Von Freunden lassen sich Nichtgolfer eher überzeugen als durch Hochglanzbroschüren und Anzeigen“. Sehr viele Deutsche würden – Umfragen zufolge – gern mal Golf ausprobieren, aber die Hemmschwellen sind zu groß.“  Der Sport auf dem angeblich heiligen Rasen steht unter Eliteverdacht. „Er gilt als zu teuer, zu elitär, zu zeitaufwendig , und nicht für Jedermann offen“, sagt Lawatsch.  „Die Kommunikation mit der potentiellen Zielgruppe ist unsere größte Herausforderung“.

96 % aller Deutschen waren noch nie auf einer Golfanlage. Sie wissen nicht, dass es 376 öffentliche Anlagen gibt, bzw. 6- und 9-Loch öffentliche Golfspielplätze auch innerhalb etablierter Clubs. 268 davon sind ohne Platzreife, ohne Clubausweis und ohne Karohosen bespielbar.  Doch die Aura von Luxus, die diese Freizeitgestaltung umhüllt, schreckt offensichtlich Interessenten ab. Markus Lawatsch: „Wir müssen viel deutlicher machen, dass der Golfmarkt genau so differenziert ist viele andere Märkte. Natürlich gibt es Anlagen im Premiumsegment, die ihre Dienstleistung entsprechend hochpreisig anbieten. Aber es gibt auch Golfsportangebote für Jedermann.“  Das beste Beispiel dafür sind die GolfRanges

Aus dieser Sicht ist ein Golfplatz mit einem Straßennetz vergleichbar: da fahren nur wenige Jaguars, aber viel mehr Mittelklassewagen und Polos. Doch auf die Straße traut sich jeder, auf den Fairway nicht. Der DGV-Marketingleiter plädiert darum für niedrige Einstiegshürden und für Tarife, die zum individuellen Freizeitstil der Bürger passen. „Nur wenige Menschen sind bereit, einen vierstelligen Jahresbeitrag zu zahlen, wenn sie aufgrund beruflicher und familiärere Verpflichtungen nur fünf Mal im Jahr spielen können.“

Viele Clubs folgen inzwischen dieser Erkenntnis und locken mit einer ganzen Palette von Sondertarifen, mit Wochentags- , Wochenend-, Monats-, Schnupper –, Paar-, Jugend-  und  Rabbitpreisen. Selbst renommierte Clubs wie der GC Feldafing haben in heuer, zum 88. Jubiläumsjahr, die übliche anteilige Investitionsumlage inklusive Aufnahmegebühr von 12.000 auf 8.888 Euro gesenkt.

Der bundesweite Golf-Erlebnis-Tag, bei dem in diesem Frühjahr immerhin schon gut die Hälfte aller Clubs mitmachten,  genügt aktiven Managern nicht, um ihren schrumpfenden Mitgliederbestand aufzufrischen. Sie bieten regelmäßige Schnupperkurse für null bis 29 Euro an: einmal monatlich oder sogar an jedem zweiten Sonntag. Manche preisen zudem günstige Ganztages-Kurse mit Vollpension an, damit potentielle Interessenten neben dem sportlichen Wert auch die lukullische Seite des Sports kennen und schätzen lernen.

Der GC Starnberg beteiligte sich im vergangenen Sommer erstmals erfolgreich an der örtlichen Aktion „Starnberg bewegt“, bei der sich alle örtlichen Vereine vorstellen. Er hatte eine halbe Strasse als Golfparcours abgesteckt. Jeder konnte dort zum Schläger greifen. Das Echo der öffentlichen Präsentation war so positiv, dass der Club an der nächsten „Bewegt“-Aktion  wieder mitmacht.

Die Golfanlage Open.9  („Hier können Sie einfach kommen und Golf spielen – auch ohne Clubmitgliedschaft“) schaltet Radiowerbung im Jugend-Musik-Sender „Energie“. Und die Funktionäre im DGV diskutieren heftig über eine bundesweiten TV-Werbung, um Image sowie Bekanntheitsgrad des Spiels mit dem kleinen Ball zu heben.

Auch Fremd-Initiativen wie  Platzreifekurse in der Volkshochschule oder Urlaubs-Golfkurse von Reiseunternehmen helfen bei der Demokratisierung des vermeintlichen Schnöselsports. Denn immerhin übernehmen sie die Werbung, vermitteln das Wissen und bauen Vorurteile ab. Manche Clubs kooperieren auch mit Firmen in ihrem Bereich, um den Golfvirus zu verbreiten.  Wenn die Unternehmen für Kunden und bewährte Mitarbeiter bei ihnen Golfkurse oder –tage als Incentive ausschreiben, ist die erste Hürde geschafft.

Andere Manager streichen die Gesundheitseffekte der Golferei heraus. Sie arbeiten mit Psychotherapeuten, Sportärzten, Krankenhäusern und geschulten Pros zusammen. Die Proette Elisabeth Höh im Golfpark Aschheim zählt zu den Pionieren, die sich auf Kunden mit gesundheitlichen Handicaps, vor allem auf Schlaganfallpatienten, spezialisiert hat. Und der Bergkramerhof zum Beispiel bietet unter dem Slogan „Gesund golfen„ ein ganzheitliches Coaching an. Mit Unterstützung von Psychotherapeuten und einem Sportarzt wird der Golfschwung individuell an die körperlichen Möglichkeiten angepasst. 

Noch experimentieren viele Golfclubs herum – mit offenem Ergebnis. Ein Patentrezept für eine sichere Zukunft ist nicht in Sicht. Wohin geht die Reise? Mangfalltals Präsident Peter Wigge ist jedenfalls sicher: „ Die Golflandschaft wird sich deutlich verändern. Das klassische Clubleben ist auf dem Rückzug. Langfristige Verträge verkaufen sich immer schwerer. Dagegen läuft das Modell „pay and play“ wie geschnitten Brot. Karriereplanung,  Familie und die Verlockungen durch andere attraktive Freizeitofferten blockieren eine langfristige finanzielle Vereinsbindung. Die angepeilte jüngere Kundschaft will einfach rein und wieder raus . Und sie diktiert den Preis. Allerdings mit der Folge: „Wenn die Preise sinken, lässt sich die derzeitige Qualität kaum halten.“

Mit einem neuen Angebot setzt Peter Wigge auf die Wechselfreude der Kundschaft: Der GC Mangfalltal bietet einen zweiten „Tag der offenen Tür“ zum Ende der Saison an. „Dann laufen meist die Kündigungsfristen in den Vereinen ab. Und vielleicht entscheidet sich dann so mancher für uns“.