Golfclub Riem: Zentraler geht es nicht!

– Von Ralf Exel –

Riem2Die Idee ist ungewöhnlich, das Umfeld auch: Golf mitten in einer Pferderennbahn! Genau das ist seit 17 Jahren in München möglich: in und um die alt-ehrwürdige Galopprennbahn Riem. Die Lage ist ebenso grandios wie imposant: nur 17 Minuten würde man mit der S-Bahn aus der Stadtmitte fahren. Mit dem Auto sind es ein paar mehr – aber nicht viele. Wer dann direkt vor der Galopprennbahn parkt, der steht vor historischem Grund: die Rennbahn ist sage und schreibe 119 Jahre alt – 1897 zog der Münchener Rennverein aus der Innenstadt an den östlichen Stadtrand. So lange wird hier noch nicht gegolft. Das begann gute 100 Jahre später – 1999. Da schwappte eine pfiffige Idee von England über den Ärmelkanal: wie sollte man die große Fläche nutzen, wenn nicht gerade hochdekorierte Pferde über den Turf rasen ? Warum nicht mit Golf ? In England längst business-as-usual, war die deutsche Golfszene zunächst skeptisch.

Der deutsche Urheber der Idee musste nach zwei Jahren finanziell passen – die Story ging aber glücklicherweise weiter. Familie Tschunke übernahm die Anlage – und führt sie bis heute. Eine 9-Loch-Golfanlage mitten in einer Galopprennbahn sieht aber erwartungsgemäß etwas anders aus als andere Golfanlagen. Sechs der neun Spielbahnen verlaufen innerhalb der Rennbahn, die einen Umfang von 1860 (!) Metern hat. Drei Fairways liegen außerhalb. Der Par-70-Kurs (zwei 9-Loch-Runden) hat eine Länge von 5.342 Metern von gelb und 4.660 Metern von rot. Klar, es geht länger. Aber Riem will nicht mit Länge trumpfen. Hier punkten andere Dinge: die Driving Range zum Beispiel – ein wahres Gustostückerl: zweistöckig, mit genug Platz für jeden Übungswilligen – und mit einem eigenen Trackman an einigen Abschlägen. Ein Bonus, der viel wert ist. Stupides Bälle dreschen war gestern – hier weiß man am Ende wirklich, wie weit das 7er Eisen geht. Wer jetzt denkt: „Mensch, muss die hoch sein!?“ – der täuscht sich. Zu den besonderen „Bedingungen“ im GC Riem gehört nämlich, dass nichts innerhalb der Rennbahn höher als drei Meter sein darf. Sonst würden die Rennbesucher die Pferde nebst Jockeys auf der Gegengeraden nicht mehr sehen. Und deshalb wurde die sechs Meter hohe Driving Range weiland um drei Meter „versenkt“. Zudem darf keiner der Bäume höher als drei Meter wachsen. Sonst nahen die Greenkeeper mit der Säge.

Riem1Das Konzept gefällt: der GC Riem hat rund 900 Mitglieder – und ständig kommen neue hinzu. Großer Wert wird in Riem auf Neugolfer gelegt. Regelmäßig gibt es Schnupperkurse – viele machen gleich mit dem Platzreife-Kurs weiter. Üben wird insgesamt groß geschrieben – auf der Driving Range kann man bis 22 Uhr unter Flutlicht trainieren. Die Atmosphäre ist auffallend locker. Was sich auch bei den vielen Turnieren zeigt – beim inzwischen schon traditionellen Wiesn-Scramble am 1. Oktober zum Beispiel, bei dem erst in Riem gegolft und dann gemeinsam auf der Wiesn gefeiert wird. Und wer nicht aufs Oktoberfest will, der ist nach einer entspannten Runde im „Riemers“ unter der Tribüne  mit schöner Terrasse stets richtig. Kein Wunder, dass sich hier durchaus auch Bundesliga-Fußballer gern sehen lassen.