Das „Tages-Du“ auf dem Golfplatz

Gerd Wolf

Gerd Wolf

 – Von Gerd Wolf –

Was sich bei Bergführern und Skilehrern, etc. als selbstverständliche Geste eingebürgert hat, wurde dem sportlichen Gedanken getreu auch auf den Golfsport übertragen. Das Begrüßen mit dem Vornamen. Haben aber Klischeesprüche, wie über 1.000 Meter sind wir alle per „Du“, tatsächlich auch Ihre Berechtigung auf dem Golfplatz? In Zeiten als Golfspieler noch ein elitärer Kreis waren, war das wohl kein Thema. Doch wir wollen Golf zum Breitensport machen und da kann das „Du“ am ersten Tee schon mal zum  Problem werden. Da trifft dann Adel, Manager, Politiker und Sonstige, vermeintlich höher Gestellte, auf den sportlich ambitionierten Normalo. In dieser Situation muss man dann schon Verständnis haben, dass es einerseits Personen gibt, die ihr „Du“ auf einen auserwählten Kreis beschränkt wissen möchten, andererseits auch berufliche Hierarchien aufeinandertreffen, die man wegen einer Runde Golf nicht ignorieren möchte. Für solche Fälle haben sich findige Golfer das Unwort „Tages-Du“ ( „Ta-Du“ ) einfallen lassen. Durch diese Floskel getarnt zeigen sie den Mitspielern ihre deutliche Distanz auf und lassen sie wissen, dass sie das „Du“ nur wegen der vorherrschenden Etikette temporär über sich ergehen lassen. Wem also das „Du“ nicht zusagt, darf sich klar zu einem ehrlichen Sie bekennen. Die Flightpartner bitten deshalb, auch wenn es ungewohnt klingt, Herrn/Frau M. zum nächsten Schlag. Die Ausübung der gleichen Sportart sollte nicht zwangsläufig das „Du“ zur Folge haben müssen. Nur wenn wir es schaffen, dieses Thema liberaler zu handhaben, kann der Golfsport auch zum Breitensport reifen. Es darf nicht sein, dass diese ungeschriebene Etikette zum Hemmschuh für ein harmonisches Zusammenspiel unterschiedlichster Charaktere wird. Mit Vorurteilen hat dieser Sport schon genug zu kämpfen. Ein pauschales „Du“ baut diese nicht ab. Nur Toleranz schafft Akzeptanz. Deshalb: „Sie“ und „Du“ am Tee gemeinsam dem Motto „Schönes Spiel“.