Tipps vom Pro – Teil II: Keith Read vom Golfclub Starnberg

– Von Brigitte Zander

Wenn der Schwung harkt, jeder Chip entartet, und die Putts schwächeln, suchen besorgte Golfer erste Hilfe bei einem Schwungdoktor: dem Pro im eigenen Club oder einem von Freunden empfohlenen Golf-Guru. Manchmal fällt die Auswahl schwer. Denn Golftrainer sind so verschieden wie die Lehrer in unserer Schule: von engagiert-pingelig bis kumpelhaft-locker. Jeder hat seine eigene Lehrmethoden und Unterrichts-Tricks, um uns in die Wissenschaft rund um den kleinen Ball einzuweisen. „Baymego“  stellt in loser Folge einige Pro’s vor.

Keith Read

Keith Read. Fotos Brigitte Zander

Keith Read. Fotos Brigitte Zander

„Weg von zu viel Technik. Natürlich golfen,“ heißt die Devise des unterhaltsamen Briten, der vor zwei Jahren die PGA Golfschule im GC Starnberg aufbaute. Übrigens die erste am See. Keith Read (geb. 1959 in Singapur) setzt auf ein einfaches System und Humor, um seinen Schülern die Wissenschaft rund um den weißen Ball näher zu bringen. Golf sei zwar nicht einfach, „aber keinesfalls so kompliziert wie die Lehrbücher“, versichert er und zitiert zur Abschreckung gern Passagen wie diese: „Sie starten ihren Schwung mit einer Kopplung zwischen Armen, Händen und Körperrotation, dem sogenannten ‚one piece take way‘. Nach circa 45 %Grad Brustkorbrotation und 15 Grad Hüftrotation befinden sich die Arme nach etwas Heben und Armrotation (rechts Supination, links Pronation) vor dem Körper in der sogenannten 9-Uhr-Position….“

Ein solcher „Architektur“-Unterricht verwirre die Schüler höchstens, meint Keith. „Wenn zwei Gedanken beim Schwung schon zu viel sind, wie könnten sie bei dieser Anweisungsflut noch einen Ball treffen?“

Der Brite lehrte in Dingolfing, Regensburg, Landshut, Schlossberg und Gut Rieden, bevor er in Starnberg-Hadorf landete. Nach so breitem Einblick in die hiesigen Golferseelen darf man sich das Urteil erlauben, viele Deutsche seien „zu verkopft“. „Sie gehen akademisch an diese sportliche Herausforderung heran, voller Achtung vor biomechanischen Gesetzen und voller Sehnsucht nach dem idealen Schwung.“ Fragt er einen Erwachsenen, was das Wichtigste beim Putten sei, folgt eine Litanei von Stand- und Bewegungsregeln: Vom richtigen Stehen bis zum „linken-Auge-auf-den-Ball“. Ein Kind antwortet auf die Frage schlicht: „Einlochen“.

Ausholen zum Smash-Schlag ...

Ausholen zum Smash-Schlag …

Um das natürliche Bewegungsgefühl zu trainieren, schätzt Keith den Smash-Bag, ein Schlagkissen aus Plastik, gefüllt mit alten Handtüchern. Die Schüler sollen einfach solide stehen und mit einem Eisen auf das Bag einschlagen. „Eine ordentliche Watsch’n geben ohne groß ‚rumzudenken“. Nach seinen Erfahrungen finden fast alle Golfer dank ihres natürlichen Gefühls die gleiche oder ähnliche Position, wenn sie mit „full power“ auf das Kissen eindreschen. In dieser Position und mit dieser Power sollte man dann auch den kleinen Ball passabel treffen.

Das Geheimnis langer Drives liegt für Keith im richtigen Zuschlagen und im richtigen Timing. “Sie müssen zum richtigen Zeitpunkt den Ball weghauen. Richtig wegpeitschen!“  Gerade Senioren, die nicht mehr gertengleich drehen und auch keine Schwarzenegger-Muskelpakete besitzen, könnten allein mit Peitschen noch eine Menge erreichen, meint Keith und demonstriert beide Varianten. Mit einem vollen Schwung schlägt er den Ball 240 Meter, nur mit Peitschen 180. Was beweist: „Mit kleiner Technik kommt man auch ans Ziel“.

... und die "Watsch'n"

… und die „Watsch’n“

Ein anderer Lehr-Schwerpunkte gilt dem Griff. Nicht nur Anfänger, auch viele erfahrene Amateure blockieren sich durch einen schlechten Griff. „Die meisten packen krampfhaft zu als müssten sie einen Schmiedehammer schwingen“, sagt Keith. Und: „Wenn alle eine Gabel und ein Messer so schlecht anfassen würden, müssten sie verhungern“.

Besonders wichtig ist dem Starnberger Head-Pro gutes Equipment. Ein billiger Einsteiger-Schlägersatz aus dem Internet sei nur Geldverschwendung. Und selbst ein teures Handwerksgerät von der Stange kann eine Fehlinvestition sein. „Ich würde nie einen 1000-Euro-Anzug kaufen, der nicht gefittet, also maßgeschneidert, wäre“. Wer alles richtig einkauft hat und trotz des perfekten Sets nicht vorankommt, weil schlicht die Übungszeit fehlt, dem rät Keith Read zum konzentrierten Putten.  Der Putter sei der wichtigste Schläger für zeitarme Golfer. „Auf dem Green lässt sich manch schlechter Score noch korrigieren, selbst wenn die Schläge davor dürftig waren“.

Sein aufmunternder Abschlusstipp: „Halten Sie sich ran. Nach den ersten zehn Jahren wird’s leichter.“

Keath Read holt aus zum Smash-Bag-Schlag