Nach weißblauem Vorbild: Erstes Inklusionsturnier an der Saar

Von Friedrich Bräuninger

In punkto Golfsport für Menschen mit Behinderung sind die Baymegos und der BGV wesentliche Impulsgeber  für Projekte in ganz Deutschland. Auch an der Saar heißt es jetzt: Inklusiv golfen.

Wenn ihm etwas wirklich wichtig ist, dann geht Eberhard Gienger schon mal in die Luft. Der einstige Weltmeister und Olympia-Bronzemedaillen-Gewinner im Reckturnen (1976) beherrscht nicht nur den nach ihm benannten Gienger-Salto, er ist auch ein leidenschaftlicher Fallschirmspringer. Aus der Höhe hat man eben häufig einen besseren Überblick um zu erkunden, wo und warum sich eine Punktlandung lohnt. Klar, dass es sich dabei meistens um sportliche Ziele handelt, denn der 66jährige Vorturner will auch in seiner Funktion als Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Sportausschusses für Bewegung sorgen und Impulse setzen. Am 5. Mai wird Eberhard Gienger über dem Golfpark Weiherhof bei Wadern-Nunkirchen abspringen und seinen Fallschirm öffnen. Konkreter Anlass: An diesem Tag findet das erste Inklusionsturnier in einem saarländischen Golfclub statt. Und dafür kann man ein bisschen Spektakel gewiss gut brauchen.

„Inklusion“, heißt auf Deutsch so viel wie gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in so gut wie allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens. Das gilt natürlich auch für den Sport, wobei gerade im Golf offenbar noch viel Handlungsbedarf und Luft nach oben besteht. Nach Schätzungen des Deutschen Golfverbandes haben sich bislang erst gut fünf Prozent der 730 Anlagen und Clubs den Spielern mit gesundheitlichen Handicaps zugewandt – erfreulicherweise mit stark steigender Tendenz. Besonders auffällig öffnen die Bundesländer Bayern und Berlin/Brandenburg auf ihren Golfplätzen die Tore für Behinderte, auch an der Nord- und Ostseeküste setzten die Verantwortlichen in punkto Inklusion vermehrt auf eine frische Brise.

Und nun also auch im Saarland. Die Idee und das Drehbuch zu dieser Premiere im Golfclub Weiherhof kam von dem nach Berlin ausgewanderten Saarländer Bernd Walsch. Mit seinem ehrenamtlich betriebenen „Büro für Inklusion und Zukunftsprojekte im Golfsport (BIZ)“ hat sich der vollständig erblindete deutsche Behindertenmeister in seiner Disziplin an die Spitze gespielt, ist Inklusionsbeauftragter im Golfclub Berlin/Kallin und gilt als führender Protagonist eines Netzwerks mit dem Namen  „Golf inklusiv“. Die Verbindungen zur Heimat hat er nie abreißen lassen. Was ihn antreibt, bringt der Stahlhandels-Unternehmer Walsch bildhaft auf den Punkt: „Golf ist geradezu ideal als Sportart für Menschen mit Behinderungen, weil der Ball vor dem Schlag immer ruhen muss und die Handicap Regel die Leistungsunterschiede fair ausgleicht.“

Solche Sichtweisen und Argumente des Landsmanns haben Horst Wintrich, den Präsidenten des Golfclubs Weiherhof, überzeugt. „Wir wollen mit diesem ersten Inklusionsturnier im Saarland für die Golfspieler mit Behinderung ein Zeichen setzen und zeigen, wo und wie sie diesen Sport freudvoll ausüben können“, unterstreicht Wintrich. Dieses Signal  helfe auch anderen Clubmanagern, zukunftsweisende Lösungen zu finden, damit die immer älter werdenden Mitglieder trotz gesundheitlicher  Einschränkungen den Club nicht verlassen, sondern bei Schläger und Putter bleiben.

Blinden-Golfer Bernd Walsch (rechts) mit seinem Caddy beim Medien-Turnier in Aschheim: Impulse für mehr Inklusion auf den Golfplätzen im Saarland und der Pfalz. (Foto: Wirtz)

Blinden-Golfer Bernd Walsch (rechts) mit seinem Caddy beim Medien-Turnier in Aschheim:
Impulse für mehr Inklusion auf den Golfplätzen im Saarland und der Pfalz. (Foto: Wirtz)

Bei der Turnierpremiere im GC Weiherhof werden am 5. Mai über 30 Golfspieler an den Start gehen, etwa die Hälfte von ihnen mit einem Grad der Schwerbehinderung von 50 plus. Einige von ihnen reisen auch aus Bayern an. Der Modus ist ein 9-Loch-Wettspiel nach Stableford, was – aus der Golfersprache übersetzt – bedeutet, dass eines jeden Teilnehmers Handicap  angerechnet wird und alle somit auf Augenhöhe und mit den gleichen Chancen auf die Runde gehen. Hochgradig Sehbehinderte sind ebenso vertreten wie Sportler mit Amputationen am Arm oder Bein, Schlaganfall oder MS, Gehörlose, zum Beispiel auch Menschen mit der Lungenfunktions-Einschränkung COPD, die das Mitführen einer Sauerstoffflasche notwendig macht.

Den Gästen und Interessenten aus dem Publikum wird aber weitaus mehr geboten, als nur das Zuschauen beim Inklusions-Turnier auf den Weiherhofer Fairways und Greens. Sie können auf vier Stationen selber testen und erleben, wie es sich anfühlt, z.B. als Sehbehinderter (mit Schwarzbrille) oder auf einem Bein, beziehungsweise mit nur einem Arm, den kleinen weißen Ball aus 10 Meter Distanz einzulochen. Wem das gelingt, dem winkt bei drei Versuchen und im Erfolgsfall ein Fläschchen Sekt als Pokal. Besonders Ehrgeizige dürfen den Blindengolfer Bernd Walsch beim Pitch-Wettspiel auf ein 30 Meter entferntes und mit Wasser gefülltes Planschbecken mit 1,5 Meter Durchmesser herausfordern.

Dieses Konzept eines ersten Inklusionsturniers im Saarland hat auch die „Aktion Mensch“ überzeugt, die mit Fördermitteln ebenso unterstützen wird, wie beispielsweise rotarische Freunde vom RC Lebach-Wadern und die Firma Villeroy & Boch, die eine Marktlücke im barrierefreien Ausbau der sanitären Infrastrukturen für deutsche Golfclubs entdeckt hat.  Der Golfverband Saarland e.V. lässt über seinen Präsidenten Dr. Stephan Evenschor und seinen Ehrenpräsidenten Dr. Christoph Stöhr (Inklusionsbeauftragter Saar) verlauten, dass er die Weiherhofer Initiative als vorbildlich wertet und zur Nachahmung empfiehlt.

Ein sehr günstiges Umfeld also, wenn Sportlegende Eberhard Gienger am 5. Mai beim Weiherhofer Inklusionsturnier einschweben will. Was Fallschirmspringer und Golfsportler – ob mit oder ohne Behinderung  –  miteinander verbindet? Sie alle lieben den sanften Aufwind in einer guten Atmosphäre und wünschen sich eine sonnige Großwetterlage.

Programm + Ablauf im Überblick

Termin:                Samstag, den 5. Mai 2018 im Golfpark Weiherhof Wadern-Nunkirchen

Spielart:               9-Loch Turnier; Kanonenstart um 11 Uhr; Stableford; nicht vorgabewirksam

Vorgaben:            Es spielen etwa 30 Golfer/innen, davon die Hälfte mit Grad der Behinderung (GdB) von 50% und mehr aufweisen. Keine

spezielle Klasseneinteilung, vorgesehen sind sieben inklusive Dreier- und zwei Vierer-Flights.

Kosten:                 Für Golfer*innen mit Schwerbehinderung sind Greenfee und Essen frei. Für alle anderen Teilnehmer fallen nur Greenfee-

Kosten von 30 € an.

Spielleitung:        Bernd Walsch; Edgar Schöpf; Dr. Christoph Stöhr

Rahmenprogramm:

Putten: 10 m auf eine Flasche Sekt oder Crémant. Wer trifft gewinnt die Flasche. Gespielt wird mit 3 Bällen für 10 €.

Bahn 1- auf  einem Bein. Bahn 2- mit einem Arm.

Bahn 3 – blind       (mit Schwarzbrille).

Chip oder Pitch: als Wettkampf gegen Bernd Walsch (4-facher Deutscher Meister, Kategorie blind). Gespielt wird mit 5 Bällen für 10 €. Hier ist auf ein Planschbecken mit einem Durchmesser von ca. 1,50 m und aus einer Entfernung von ca. 30 m zu spielen. Der Gewinner erhält ebenfalls eine Flasche Sekt. (Die Erlöse kommen gemeinnützigen Zwecken zugute)