Mehr Golf für Menschen mit gesundheitlichem Handicap

– Von Friedrich Bräuninger –

Wie es so oft im nachbarschaftlichen Leben vorkommen kann: Da wohnt oder arbeitet man im gleichen Gebäude (Haus des Sports, Georg-Brauchle-Ring 93 in München), geht höflich grüßend in Fluren oder in der Kantine aneinander vorbei, ohne sich wirklich zu entdecken und ins Gespräch zu kommen. „Wir wären wohl nicht auf die Idee gekommen, ausgerechnet auf den Bayerischen Golfverband (BGV) zuzugehen“, bekennt in aller Offenheit Klaus-Dieter Bode, Landesgeschäftsführer des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes Bayern e.V. (BVS Bayern). Das Image vom Golf als einer angeblich teuren, exklusiven und etwas snobistischen Sportart scheint selbst in Fachkreisen eine Korrektur nötig zu haben…

Gelungener Auftakt (von links): Friedrich Bräuninger (BayMeGo), Heidrun Klump (BGV-Geschäftsführerin), Karin Anthuber (BVS-Sport), Klaus-Dieter Bode (BVS-Landesgeschäftsführer), Christine Pauligh (BVS-Marketing/Presse) und Patricia Heinlein (BGV-Pressesprecherin). Foto: Anchie

Gelungener Auftakt (von links): Friedrich Bräuninger (BayMeGo), Heidrun Klump (BGV-Geschäftsführerin), Karin Anthuber (BVS-Sport), Klaus-Dieter Bode (BVS-Landesgeschäftsführer), Christine Pauligh (BVS-Marketing/Presse) und Patricia Heinlein (BGV-Pressesprecherin). Foto: Anchie

Seite Ende Juli aber kennt man sich besser, nun hat es gefunkt. Bei einem als „Gedankenaustausch“ titulierten Meeting (auf Anregung der BayMeGos) haben Spitzenvertreter beider Verbände nicht nur offiziell Kontakt aufgenommen, sondern gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Denn der BGV sieht das Thema `Golf für Menschen mit gesundheitlichem Handicap` mit wachsender Priorität und will die Clubs dabei unterstützen, in diesem Handlungsfeld aktiver zu werden. Der Golfpark München-Aschheim führe derzeit eindrucksvoll vor, wie so etwas funktionieren kann, betonte BGV-Geschäftsführerin Heidrun Klump. Dort gebe es nicht nur eine Behindertengruppe und spezielle Trainingsprogramme für die Betroffenen, sondern auch eine spürbare Willkommens-Kultur, die auch in der Öffentlichkeit wohlwollend registriert werde. Das könne dem Golfsport insgesamt nur gut tun.

Nun sollen verstärkt „Synergieeffekte“ (Klump)  zwischen den Verbänden ausgelotet und erarbeitet werden.  Reichlich Luft nach oben sieht Klump z.B. auch in puncto Barrierefreiheit, wo erst zwei der 185 bayerischen Golfclubs entsprechend zertifiziert seien. „Inklusion“, also das gemeinsame Sportreiben  von Menschen mit und ohne Behinderung, ist laut Bode ein Projektthema, bei dem – sofern die Voraussetzungen stimmen – auch Zuschüsse und Fördermittel fließen könnten. Beide Seiten sind sich darüber im Klaren, dass vielerorts erst noch die entsprechenden Infrastrukturen aufgebaut und Kostenfragen geklärt werden müssen.

Als sehr hilfreich werden die Seminare des BVS für die Zielgruppe der Trainer und Pros angesehen. Am Ende dieser Fortbildungsblöcke mit ca. 135 Stunden und Kosten von etwa 500 bis 800 Euro stehen spezielle Qualifikationen der Übungsleiter für das Training behinderter Menschen. Auf diesem Gebiet wollen beide Verbände eng kooperieren und maßgeschneiderte Programme bis hin zur Vergabe von Testaten entwickeln.

Bei den internationalen Bayerischen Meisterschaften für Behinderte am 23./24. August in Maria Bildhausen wird der BGV nun zusätzlich noch einen Schnupperkurs anbieten, um Menschen mit gesundheitlichen Handicaps aktiv an diesen Sport heranzuführen. Auch im zuständigen bayerischen Sozialministerium dürfte man diese Aktivitäten mit Interesse begleiten. Das gilt umso mehr, wenn die Golfclubs  in Kommunikation und Marketing  auch für dieses Thema Flagge zeigen und z.B. in ihren Clubmagazinen und Websites engagiert darauf eingehen.

Ein viel versprechender Auftakt ist gelungen. Wenn sich Entscheidungsträger- bzw. Vorbereiter  des Golfverbandes und des BVS Bayern künftig auf den Fluren im Haus des Sports begegnen, wird es außer freundlichem Kopfnicken gleich um Ziele, Projekte und Maßnahmen gehen. Die Bayerischen Medien Golfer, deren Vertreter an diesem ersten Gedankenaustausch der beiden Verbände teilnehmen durfte, sind ganz Ohr.