Kleine Regelkunde (9): Zeitweilige, unbewegliche Hemmnisse

– Von Michael Then –

Der getroffene Zuschauer kann schon wieder lächeln. Foto: Horst Huber (der zufällig einen Meter dem ankommenden Ball stand).

Er kann schon wieder lächeln. Foto: Horst Huber (der zufällig einen Meter neben dem vom Ball getroffenen Zuschauer stand).

Auch auf der Terrasse des Fairway Clubs bei den BMW International Open in Eichenried lebt man mitunter gefährlich. Das musste ein golfbegeisterter Zuschauer schmerzlich erfahren. Der letzte Flight am Schlusstag mit James Morrison und Chris Paisley war auf der 18. Spielbahn unterwegs – Morrison verzog beim Angriff auf das Grün den Ball nach links auf das Dach des Fairway Clubs – von hier flog er direkt auf den Kopf eines Zuschauers. Durch den Aufprall auf dem Dach gebremst, hatte der Ball nicht mehr die Schnelligkeit, so dass der getroffene Zuschauer mit dem Schreck davonkam und mit einem eisgekühlten Handtuch auf dem Kopf schon wieder in die Kamera lächeln konnte.

Wie ist dies aus der Sicht des Spielers regeltechnisch zu behandeln?

Die Spielleitung erlässt hier eine Platzregel nach Anhang I 7 der Golfregeln für zeitweilige, unbewegliche Hemmnisse, die hier auszugsweise zitiert wird.

Ein zeitweiliges unbewegliches Hemmnis (Temporary Immovable Obstruction – TIO) ist ein künstlicher Gegenstand, der vorübergehend installiert wurde, oftmals in Verbindung mit einem Wettspiel und befestigt ist und nicht ohne Weiteres bewegt werden kann.

Beispiele für TIO sind Zelte, Anzeigetafeln, Tribünen, Toiletten und Ähnliches.

Ein Spieler darf bei Behinderung durch ein TIO, auch wenn dieses im Aus ist, wie folgt Erleichterung in Anspruch nehmen:

Der Originalball, den James Morrison nach seinem letzten Putt dem Getroffenen schenkte.

Der Originalball, den James Morrison nach seinem letzten Putt dem Getroffenen schenkte.

im Gelände: Liegt der Ball im Gelände, so muss der  dem Ball nächstmögliche Punkt auf dem Platz festgestellt werden, der (a) nicht näher zum Loch ist, (b) die in Ziffer II beschriebene Behinderung ausschließt und (c) nicht in einem Hindernis oder auf einem Grün ist. Der Spieler muss den Ball aufnehmen und ihn straflos innerhalb einer Schlägerlänge von dem so festgestellten Punkt auf einem Teil des Platzes fallen lassen, der obigen Voraussetzungen nach (a), (b) und (c) erfüllt.

Oftmals werden auch Drop-Zonen eingerichtet:

Ist ein Spieler durch ein TIO behindert, so darf die Spielleitung die Benutzung einer Drop-Zone erlauben oder vorschreiben. Benutzt der Spieler bei Inanspruchnahme von Erleichterung eine Drop-Zone, so muss er den Ball in derjenigen Drop-Zone fallen lassen, die der ursprünglichen Lage  (vgl. Ziffer IV) des Balls nächstgelegen ist (selbst wenn die nächstgelegene Drop-Zone näher zum Loch ist).

ThenMichael Then, Wettspielleiter im Bayerischen Golfverband, ist der Überzeugung, dass die Regeln in erster Linie für den Golfspieler gemacht sind. Eine gute Regelkenntnis kann dem Golfer bei einem vorgabenwirksamen Turnier durchaus helfen, ein besseres Ergebnis zu erzielen. In unregelmäßigen Abständen wird Michael Then deshalb Regeln erläutern, die nicht allgemein bekannt sind und immer wieder zu Diskussionen auf oder nach der Runde führen.