Interview mit BGV-Präsident Arno Malte Uhlig

Exel: Das Jahr 2020 ist für uns alle ein Besonderes. Was war für Sie als BGV-Präsident die größte Herausforderung?

Uhlig: Es klingt irgendwie bei dem täglichen Kampf gegen die Pandemie Corona fast unwirklich, aber 2020 war in gleich drei Punkten ein extrem erfolgreiches Jahr für den deutschen Golfsport: sportlich war es das vermutlich erfolgreichste Jahr überhaupt. Ich sage nur die Namen Popov, Kaymer und Langer. Die Herren wurden Europameister, Matthias Schmid hat seinen Europameistertitel sensationell verteidigt. Die Mädchen waren erfolgreich. Deutschland hat sich zu einer der führenden sportlichen Golfnationen in Europa entwickelt. Leider mussten wir unsere fast 1.000 Wettspiele absagen. Wie alle anderen Landes-Golfverbände auch. Wir wollten den Clubs nicht die wenigen möglichen Termine für eigene Turniere nehmen. Obwohl die Saison durch die Beschränkungen zu Beginn sehr eingeschränkt war, war es wirtschaftlich ein äußerst erfolgreiches für die Clubs. Weil kaum jemand zum Golfen wegfahren oder fliegen konnte oder wollte, blieb das Greenfee im Land. Und der dritte Punkt: während viele andere Sportarten Mitglieder verlieren, sehen wir bei Golf eine Trendwende und einen Mitgliederzuwachs. 2020 war also für den Golfsport sehr erfolgreich – sportlich, finanziell und was die Mitgliederzahlen betrifft.

Exel: Zu Beginn der Golfsaison hatten wir wochenlang ein Spielverbot durch den Lockdown. Jetzt im Herbst gehören die Golfer zu den ganz Wenigen, die ihren Sport aktiv ausüben können. Wie sehen Sie das?

Uhlig: Ja, neben Tennis im Freien, Reiten oder den gewöhnlichen Einzelsportarten Joggen oder Radfahren dürfen wir Golfer weiterhin aktiv sein. Die Politik hat erkannt, dass auf einer Golfrunde – bei Beachtung aller Hygienevorschriften – wirklich keine Infektionsgefahren bestehen. Die Clubs geben sich auch alle Mühe, die Lage für Alle so positiv wie möglich zu machen. Es gibt aber auch einen Wermutstropfen: viele Golfer scheinen hemmungslose Egoisten zu sein. Ich höre aus vielen Clubs, dass sich immer wieder Mitglieder – auf teilweise auch inakzeptable Art und Weise – über die Maßnahmen beschweren. Ein Manager sagte mir, er warte sehnsüchtig auf den ersten Schnee, damit das Thema für einige Zeit durch ist.

Exel: Verstehen Sie die Golfer – die glücklicherweise wenigen Golfer – die derzeit nicht begeistert sind von den Beschränkungen in den Clubs?

Uhlig: Es gibt ein Sprichwort: „Alles verstehen – alles verzeihen!“. Bei vielen ist gerade der Lebensrhythmus gestört. Wir haben das Problem auch ohne Corona – viele gehen ja unheimlich gern golfen. Aber: müssen die Dauerspieler auch am Wochenende denen eine Startzeit wegnehmen, die nur am Samstag oder Sonntag können? Solidarität ist da manchmal weniger ausgeprägt.

Exel: Wagen wir mal einen Blick in die Zukunft. Was erwarten Sie 2021?

Uhlig: Ich erwarte für 2021 deutlich weniger Einschränkungen. Wir gehen davon aus, dass wir vom BGV 2021 wieder normal starten. Die Nachfrage nach Turnieren ist größer denn je. Sehr wichtig wird weiterhin natürlich das Thema Golf und Natur. Da ist viel passiert 2020 – und es wird auch 2021 viel passieren. In unserem neuen Magazin „Golf. Natur. Erlebnis.“ ist unheimlich viel drin für Golfer und Nichtgolfer dazu. Ein tolles Heft. Auf dem Golfplatz Memmingen ist mehrfach gedreht worden für TV-Sendungen zum Thema „Artenvielfalt“.

Exel: Der Golfsport hat durch das Engagement im Umweltschutz sehr gewonnen.

Uhlig: Auf jeden Fall. Bayern und Baden-Württemberg sind da die Vorreiter. Aber auch in NRW, in Hessen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz passiert viel. Fast alle Golfclubs haben seltene Magerwiesen und Blühwiesen. Neulich bei einem Termin im Golfclub Ulm mit Vertretern der Politik und des BUND wurde gestaunt: da gibt es Pflanzen und Tiere, die findet man in ganz Baden-Württemberg nur noch da.

Exel: Ein ganz anderes Thema, das alle Golfer im kommenden Jahr betreffen wird, ist die Einführung des neuen Handicap-Systems. Viele sind – gelinde gesagt – etwas verunsichert.

Uhlig: Michael Then, der bei uns im BGV für Turniere zuständig ist, sagt: bei Vielspielern wird das Handicap eher besser, bei Wenigspielern wird’s vermutlich eher nach oben gehen. Es ist halt nicht mehr wie früher: ich komme von der Turnierrunde zurück und erfahre dann gleich mein Handicap. Jetzt schickt der Golfclub das Ergebnis der Runde erst an den Server des DGV – und von da kommt dann das neue Handicap zurück. Das macht künftig der DGV zentral, damit sich die Golfclubs die Software sparen.

Exel: Und wie lange dauert es dann, bis ich mein neues Handicap erfahre?

Uhlig: Das geht schnell. Schon zur Siegerehrung sind die neuen Handicaps da. Der Club hat übrigens künftig nicht mehr die Möglichkeit zu entscheiden, ob ein Turnier vorgabewirksam ist oder nicht. Jedes Turnier wird künftig vorgabewirksam sein. Eines bleibt allerdings: die deutsche Sonderregel, nach der man sich ab 26,5 nicht mehr verschlechtern kann.

Exel: Steht der BGV dem Ganzen positiv gegenüber?

Uhlig: Es bleibt uns ja nichts anderes übrig. Aber im Ernst: die Franzosen, die Engländer haben es schon eingeführt. Wir kommen nächstes Jahr. Was Neues ist halt oft fremd, und Fremdes löst oft Befremden aus. Sinn und Zweck sind ganz einfach, dass Du Dich auf der ganzen Welt mit anderen Golfern messen kannst.

Exel: Hoffentlich können wir dann im kommenden Jahr auch wieder weltweit reisen.

Uhlig: Ich denke, dass alles wieder deutlich entspannter wird. Wir werden wieder reisen, und ganz ehrlich: wenn nicht, dann haben wir das große Glück, dass es eh nirgendwo schöner ist als in Bayern.

Exel: Schönes Schlusswort. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Uhlig.