Golfreise: Hast an Kaiser – bist ein Kaiser

– Von Ralf Exel –

Die deutsch-österreichische Geschichte ist ja durchaus ambivalent. Ich sage nur Habsburger vs Wittelsbacher. Mal waren die einen oben – dann die anderen. Die „Sendlinger Mordweihnacht“ mit dem legendären Schmied von Kochel und dem Aufstand der Bayern gegen die „Kaiserlichen“, rund hundert Jahre später die Revolte um Andreas Hofer gegen die Bayern – um nur zwei von vielen Auseinandersetzungen zu erwähnen. Glücklicherweise wurde es in den letzten Jahrzehnten deutlich ruhiger – ja, man kann sagen inzwischen weitgehend freundschaftlich zwischen Bayern und Tirolern. Da ist die „Schmach von Cordoba“ von 1978 noch das schlimmste Kapitel der jüngeren Geschichte. Und das ist gut so! Inzwischen pilgern vor allem wir Bayern gern über die Grenze, um im Winter zu wedeln – oder im Sommer irgendwo abzuschlagen. Letzteres wollten wir wieder mal testen: wie schön, wie gut sind die Plätze in Tirol? Dazu begaben wir uns auf eine Dreitägige Tour über Ellmau nach Kitzbühel.Kaiser

Erste Station: Ellmau. Schon der Name verrät (fast) alles: GC Wilder Kaiser. Zum Greifen nah steht er da, der Kaiser. Nachdem wir im Clubhaus sehr nett und zuvorkommend empfangen werden geht’s von der 1 schon direkt auf den Kaiser zu. Ein Ausblick, der seinesgleichen sucht. Die 27 Loch sind angenehm modelliert – nicht brettleben, aber auch nicht zu gebirgig – Bergsteiger-feeling bekommt man hier nur vom Blick aufs Panorama. Obwohl es in den Tagen zuvor extrem viel geregnet hat, ist der Course sehr gut bespielbar, die Grüns hervorragend. Stichwort: Regen. An der 12 bleibt der Blick erstmals an dunklen Wolken in Richtung Kitzbühel hängen. Als an der 14 auch noch Blitze am tiefschwarzen Horizont zucken verzichten wir von da an auf den Probeschwung – was unserem Spiel eigenartiger Weise überhaupt nicht schadet.

Markus, Ralf, Thomas und Günter (von links).

Markus, Ralf, Thomas und Günter (von links).

An der 16 will der erste abbrechen. Thomas wiederholt stakkatoartig: „Uiiiuiui… habt Ihr den gesehen? Der war aber jetzt ganz schön nah! Wollen wir nicht aufhören?“  Nein, wollen wir nicht. Die 17, ein spannendes Par 4 und die 18 – ein langes Par 5 Richtung Clubhaus – wollen wir noch spielen. Nachdem aber auch die wetterkundigen Einheimischen an uns vorbei zurückhetzen, sind wir froh, dass erst genau mit dem letzten Putt der erste Tropfen fällt. Aber dann geht’s los: auf der schönen Terrasse versteht man unter der Markise kaum mehr sein Wort – so prasselt der Regen runter. Jetzt ein kühles Bier und ein erster Happen. Zufrieden schauen wir Richtung Kaiser, der allerdings immer wieder in den dichten Wolken verschwindet. Der Par 72-Kurs über knapp 5.900 Meter hat alles, was es zu einem wunderschönen Golftag braucht: interessantes Design und tolle Ausblicke. Einfach schön. Einzig die Großbaustelle direkt neben dem Platz für die Ortsumgehung passte nicht ganz ins perfekte Bild – diente aber hi und da zu einer perfekten Ausrede. Kurz duschen – wohin zum Essen? Auf die Brenneralm! DER Tipp hoch über Ellmau. Mit dem Auto etwa fünf Minuten bis zum höchsten Punkt – genau gegenüber liegt …richtig… der Wilde Kaiser. Die Küche ist hervorragend – Wiener Schnitzel, groß und lecker, preislich vollkommen im grünen Bereich. Und obendrein wieder ein unglaublicher Blick ins Tal und `gen Kaiser.

Nach einer erholsamen Nacht im Chalet Grizzly gehts zur zweiten Runde nach Kitzbühel – zum  Golfplatz Kitzbühel-Schwarzsee-Reith. Der Platz mit den zwei Gesichtern. Die ersten 9 sind Parkland pur – die Bahnen sind anspruchsvoll, das Terrain absolut eben. DIE Herausforderung dann – die 9: ein Par 3, 168 Meter von gelb, das Grün direkt hinter einem See mit Fontäne! Und der Abschlag: keine 10 Meter vor der Clubterrasse! Kaiser2Die meist weiblichen Gäste erheben sich zwar vermutlich mehr wegen unserer Clubhosen – Günter nagelt den Abschlag aber durch Springbrunnen und 168 Meter direkt neben die Fahne, bekommt dafür standing ovations und überlegt seitdem, eine wandernde Tribüne mit weiblichen Fans mit auf die Runde zu nehmen. Bester Dinge geht’s auf die zweiten Neun – die es dann in sich haben. Vor allem an der 15, einem knackigen Par 5, geht es munter bergauf. Dafür führt der Weg dann direkt zurück Richtung Clubhaus. Ein Par 3 über eine kleine Schlucht, dann ein Par 4 – und zum Schluss ein Par 5, mit Annäherung über den Griesbach. Nach den zweiten 9 hat man sich die Stärkung redlich verdient – und auch die ist wirklich hervorragend: eine hausgemachte Kartoffelsuppe, dann die Fleischpfanzerl (oder „faschierte Laberl“ wie der local sagt) – gefolgt von einem unfassbar guten Kaiserschmarrn. Das Ganze auf der wirklich schönen Terrazza – erneut mit Blick auf den wilden Kaiser. Ma bitte – des is leiwand ! Nur schwer lösen wir uns – wollen aber in Kitz noch kurz im Casino vorbeischauen. Hätten wir uns sparen können. Unsere Zahlen fallen noch weniger als unsere Putts. Na dann halt nicht. Auf ins Bett – am nächsten Tag wartet Eichenheim.

Und da bietet sich ebenfalls pures Golfvergnügen! Thomas und Markus entschließen sich für ein Cart – und der Plan war gut. Hatte Eichenheim vor Jahren gespielt – soooo bergig hatte ich ihn aber nicht mehr am Schirm. Trotzdem natürlich auch hier wieder ein unglaubliches Panorama. Fast irreal wirkt der Hahnenkamm. Mit knapp 5.700 Metern von gelb ist er zwar kürzer als Ellmau und Schwarzsee, wirkt aber durch die Steigungen deutlich länger. Schon die 1, ein Par 5 mit der „hohlen Gasse“ zum Grün, imponiert. Von der 3 ganz zu schweigen: der Abschlag in luftiger Höhe – geht’s nach dem Drive erstmal die Serpentinen runter Richtung Fairway. Was folgt ist ein abwechslungsreicher Golfplatz mit viel Liebe zum Detail – das Toilettenhäuschen an der 6, eine rustikale Holzhütte mit modernstem Innenleben – habe ich so noch nirgends sonst gesehen. Da nimmt man gern Erleichterung nach 00. Nach der 18, die steil Richtung Clubhaus zurückführt, sitzt man zufrieden auf der Terrasse, blickt auf die Streif gegenüber, genießt Tiroler Schmankerl (nicht ganz günstig, aber lecker) – und zieht Fazit: Ellmau – Schwarzsee – Eichenheim. Drei wirklich schöne Plätze, alle in sehr gutem Zustand und eine Challenge für jeden.

Dazu auf jedem Platz Natur pur – und anschließend an der 19 immer sehr netter Service und sehr gutes Essen. Was will man mehr? Hast an Kaiser – bist ein Kaiser. Küss die Hand.