Golf heilt das Handicap

– Von Friedrich Bräuninger –

Elizabeth Höh, Proette im Golfpark München Aschheim, zählt zu jenen Pionieren, die sich „mit Herz und Seele“ auf Golfer mit einem schweren gesundheitlichen Schicksal spezialisiert haben. Auf ihrer Website (elizabethhoehgolf.de) stellt die agile Niederländerin, die auf eine in Jahrzehnten gereifte Golf-Expertise verweisen kann und aktuell auch noch Psychologie studiert, das Thema und ihre Kompetenz ganz plakativ heraus. „Schlaganfall“ steht bei ihr an erster Stelle jener körperlichen und geistigen Handicaps, die sie bei betroffenen Menschen „ in enger Absprache mit dem Arzt und den Physiotherapeuten“ auf der Driving-Range und dem Course wesentlich verbessern will. Anders als bei Sportarten wie Tennis, Hockey oder etwa Fußball komme es bei Golf nicht auf Schnelligkeit an, weiß Elizabeth Höh, „ ein Vorteil, den die Patienten sehr zu schätzen wissen“. Sie nutzt nach eigenen Angaben jede sich bietende Fortbildungsmöglichkeit in diesem Spektrum und gibt ihren Trainees auch noch gymnastische Hausaufgaben auf. Neben zahlreichen Senioren mit Schlaganfall-Historie besuchte auch ein zehnjähriges Mädchen mit Gehirnblutung ihre Kurse und Übungsstunden in der Jugend-Behindertengruppe. Es gebe keine Pauschal-Modelle, jeder Fall sei anders gelagert, sagt sie. Entscheidend wichtig aber sei „das Vertrauen und eine Art Symbiose zwischen den Betroffenem und ihrem Trainer“. Solche Analysen und Rezepte kann ihr Chef Jochen Hornig, Geschäftsführer des Golfparks München Aschheim, voll und ganz unterschreiben: „ Golf & Gesundheit – das ist für uns ein ganz wichtiges Zukunftsthema“.

Fritz Bräuninger (links) Elizabeth Höh und Jochen Hornig. Foto: Horst Huber

Fritz Bräuninger (links) Elizabeth Höh und Jochen Hornig. Foto: Horst Huber

Tatsächlich ist ein Schlaganfall der häufigste Grund für Behinderungen bei Erwachsenen und trifft jährlich circa 270 000 Menschen in Deutschland. Hornig sieht hier eine große und erst in Ansätzen genutzte Chance, um via Golf die Vorbeugung zu forcieren, die körperliche und mentale Reha der Patienten zu unterstützen und so das Golf-Image insgesamt zu polieren. „Zu glauben, dass wir mit Scheck-Übergaben bei Charity-Events genug für ein gutes Gewissen getan hätten, ist der falsche Ansatz. Wir wollen Golf in eine Gesellschaft transportieren, die viele Facetten hat“, sagt der Aschheimer Clubmanager. Die Arbeit mit behinderten Menschen gehöre seiner Meinung nach unbedingt dazu und werde sowohl von den Mitgliedern, als auch von den Kommunen und einer breiten Öffentlichkeit wohlwollend registriert. Aufmerksam beobachten deshalb nicht nur die Kassen, sondern auch Ärzteblätter und die renommierte Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe das Geschehen auf den Golfplätzen und deren Peripherie. Sehr auffällig zum Beispiel ist die Plattform sportmed-prof.com, die sich in der Nähe vom Amberg der Wissensvermittlung in Sachen Golfsport und Medizin verschrieben hat und von immer mehr Pros und Therapeuten zur Fortbildung und Zertifizierung genutzt wird.

Für starke Beachtung hat auch der erste Teil einer Studie der Universität Regensburg gesorgt. „Wir haben unter anderem festgestellt, dass sich bei Schlaganfall-Patienten die räumliche Intelligenz im kognitiven Bereich durch das Spiel mit Schläger und Ball signifikant verbessert“, fasst Professorin Petra Jansen, Leiterin der Sportwissenschaftlichen Fakultät an der Uni Regensburg, zusammen. Im kommenden Spätsommer soll der sehnlichst erwartete zweite Teil der Studie vorliegen. Diese Arbeit mit mehr Fallzahlen und Praxisnähe dürfte am 23. August für Impulse und Diskussionsstoff sorgen An diesem Wochenende nämlich veranstaltet der Bayerische Golfverband (gefördert von der HypoVereinsbank) im GC Maria Bildhausen die erste Bayerische Behinderten-Golfmeisterschaft in fünf Klassen. Wenn man an den Erfolg der Paralympics denkt dürfte auch dieses Turnier auf breites öffentliches Interesse stoßen. (In der Anfang Mai erscheinenden Ausgabe seines Magazin „Green“ bringt der BGV eine große Story zum Thema „Golf & Schlaganfall“).