Ein Baymego gewinnt „Nearest to the Fassl“

– Von Friedrich Bräuninger –

Unglaublich aber wahr: selbst Google, wo es  doch sonst auf fast alle Fragen eine Antwort oder Erklärung gibt, weiß mit diesem Begriff nichts anzufangen. Während im Online-Golflexikon „nearest to the pin“ oder „nearest to the line“ ausführlich beschrieben werden („longest drive“ sowieso), kommt die Suchmaschine bei „nearest to the Fassl“ über den Hinweis auf ein paar  gleichnamige Wirtshäuser im süddeutschen Sprachraum nicht hinaus.

Also muss es sich schon um etwas recht neues und kreatives handeln, das dem Marketingleiter des  Bad-Griesbacher Golfressorts da eingefallen ist. Idee und Namen stammen von Gerd-Jan Russchen, der mit einer Sonderwertung „nearest to Fassl“ dem Inklusionsturnier „ BGC & Friends“ (jeweils ein Golfer/in mit Behinderung in den insgesamt 17 Flights) im GC Brunnwies Ende September eine zusätzliche Unterhaltungsnote gegeben hat.

Auf Bahn 10, einem 495 Meter klangen Par 5, war in etwa 180 Meter vom Abschlag entfernt mitten auf dem Fairway ein 30-Liter-Fass auf einem Holzstuhl  und zur Labung der Teilnehmer positioniert. So hatten auch weniger athletisch ausgerichtete Spieler die Chance, ihren Abschlag mit entsprechendem Roll möglichst nahe an das Holzfässchen von Arco-Bräu zu positionieren  und – passend zum noch laufenden Oktoberfest – ein oder zwei Pappbecher des  frischen Gerstensaftes zu zapfen.

Organisiert hatten dieses Stableford-Turnier (das schlechteste Einzelergebnis im Team konnte nach jeder Bahn gestrichen werden) der querschnittsgelähmte Golfer Rainer Langmeyer und sein Vater, langjähriger Chief-Marschall im GC Brunnwies.

Lokalmatador Rainer, der jüngst  auch im GC Schloss Maxlrain in seiner Kategorie die Internationalen HVB-Meisterschaften der Golfer/innen mit Behinderung gewonnen hatte, war auch unter den Namen jener Spieler auf dem Entfernungstäfelchen zu finden.

Unglaublich aber wahr - aus 180 Metern 20 Zentimeter neben das "Fassl": das schaffte der Autor dieser Zeilen. Foto: Karin Rinaldo

Unglaublich aber wahr – Glück und Können, denn aus 180 Metern mit einem Schlag 20 Zentimeter neben das „Fassl“: das schaffte der Autor dieser Zeilen. Foto: Karin Rinaldo

Und wer hatte nun die Premiere von „Nearest to Fassl“ in Brunnwies gewonnen? Ausgerecht ein Spieler, der mit seinem Behinderungsgrad von GdB 70 und drei vorausgegangen Streichern am wohl am wenigsten damit gerechnet hatte. Der Autor dieser Zeilen, zufällig Inklusionsbeauftragter der Bayerischen Medien-Golfer (Baymegos), traf glücklicherweise am 10. Loch seinen Abschlag so gut, dass der Ball rollte und rollte und … 20 Zentimeter neben dem Ziel zum Liegen kam. Klar, dass er als Titelverteidiger der Sonderwertung im kommenden Jahr bei einer von allen Teilnehmern dringlich gewünschten Neuauflage dieses Inklusionsturniers wieder mit dabei sein wird.