Bleiben wir Golfer ignorante Schnösel?

– Von Ralf Exel –

Es sind außergewöhnliche Zeiten –und das wirklich für alle. Jeder ist derzeit betroffen von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Und mittendrin auch der Golfsport. Die in den vergangenen Wochen immer strikteren Maßnahmen zur Eindämmung des Virus haben logischerweise auch den Golfsport erreicht: das Betretungsverbot von Sportstätten – und solche sind Golfplätze nun mal – gilt selbstverständlich auch für Golfclubs. Für die Drivingrange genauso wie die Umkleiden, die Clubhäuser und – jetzt wird’s interessant – auch für den Golfcourse. Ja wieso eigentlich? Bewegung an frischer Luft tut doch gut! Und überhaupt spiele ich doch allein, nur ich, meine Schläger und der Ball.Und meine Flightpartner muss ich wirklich nicht begrüßen oder gar umarmen. Diese Gedanken sind sehr vielen zu Beginn der Diskussion durch den Kopf gegangen. Und natürlich kann man darüber absolut diskutieren.

Die meisten fanden sich schnell mit dem Spielverbot ab, andere hatten ihre Emotionen gegenüber ihren Clubverantwortlichen aber oft noch weniger im Griff als ihren Schwung. Viele Geschäftsführer, Manager und Greenkeeper erzählen inzwischen von einem „shitstorm“, der in den ersten Tagen nach der staatlich angeordneten Spielpause über sie hereinbrach. Von Etikette meist keine Spur. Das hat sich aber erfreulicherweise inzwischen geändert. Nur ganz wenige Mitglieder fahren derzeit noch zu ihren Clubs – meist um Equipment aus den Caddyboxen fürs Putten zuhause zu holen. Und auch die Clubs selbst lassen keinen Zweifel, es ist eine absolute Ausnahmesituation, die in vielen, vermutlich allen Golfclubs ihre Spuren hinterlassen wird, aber wir müssen und werden die Anordnungen befolgen.

Denn, liebe Sportfreunde: natürlich kann man diskutieren, ob eine relaxte Runde auf einem Golfplatz unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen (Mindestabstand, keine Körperberührungen Hygiene, etc.) am Ende eine erhöhte Corona-Infektionsgefahr mit sich bringen würde. Aber ist in diesen Tagen, in denen sich die Situation in vielen Bereichen (Gesundheit, Wirtschaft, etc.) fast stündlich ändert, wirklich zu erwarten, dass irgendwer sich Gedanken macht: ok, Fußball geht jetzt nicht, die grätschen sich ja ab. Tennis auch schwierig, da könnte man sich ja näher kommen als der Mindestabstand vorgibt. Aber ob Bogenschützen oder Skifahrer – alle befolgen die Regeln. Keiner versucht durch juristische Spitzfindigkeiten die Maßnahmen zu umgehen. Nur so mancher Golfclub versuchte tagelang, die Anordnungen zu unterlaufen. Man könnte ja schließlich niemanden davon abhalten, mit einem Schläger und einem Ball über eine Wiese zu gehen. Angeblich wurde in einem Club sogar ein „Corona-Greenfee“ angeboten. Muss so etwas sein, während wenige Autostunden entfernt in Italien täglich hunderte an Corona sterben? Manchmal bin auch ich sprachlos.

Wenn wir, wenn der Golfsport, nicht in wenigen Tagen das zerstören will, was in den vergangenen Jahren teilweise sehr gut gelungen ist, nämlich den Golfsport aus der Ecke des ignoranten Schnöselsports rauszuholen, dann ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir solidarisch mit allen gemeinsam versuchen, diese Zeit zu meistern.